„Vergeet‘ Johann Schoon nich, de hett immer noch wat to seggen!“ Es war in den 1980er Jahren, als Ewald Christophers dies zu mir sagte. Zu einer Zeit, als der 1968 verstorbene Dichter und Schriftsteller allmählich in Vergessenheit geriet, während seine Nichte, die Lyrikerin Greta Schoon, mit Ehrungen überhäuft wurde.
Inzwischen lebt auch Greta Schoon schon lange nicht mehr, ebenso wie der Radio- und Fernsehjournalist und Autor Ewald Christophers (1922-2003). Er hat beide Fehntjer Literaten als herausragende Persönlichkeiten gekannt und geschätzt. Greta Schoon portraitierte er in einem sehenswerten NDR-Film, und über Johann Schoon verfasste er einen sehr schönen Nachruf.
Die „überzeitliche“ Bedeutung von Greta Schoons Schaffen ist in den letzten Jahren des öfteren betont worden, so 2016 im Rahmen der Feierlichkeiten zur Benennung der Grundschule Spetzerfehn nach der Dichterin. Während Greta Schoons Werk für „schwere“ Lyrik auf der einen und Kinderpoesie auf der anderen Seite steht, richtete Johann Schoon seinen literarischen Blick vor allem auf Natur und Menschen seiner Heimat Ostfriesland und speziell auf Fehn und Moor.
Wenn wir heute Johann Schoons Geschichten lesen, ersteht vor uns eine Zeit, an die die Älteren zumeist gerne denken. Dennoch waren schon damals, vor fünfzig oder sechzig Jahren, manche bedenklichen Seiten des modernen Wirtschaftens sichtbar und wurden von dem Fehntjer Literaten auch deutlich benannt, so die Industrialisierung der Landwirtschaft mit ihren einschneidenden Folgen für Mensch und Natur.
Wohin entwickelt sich die Menschheit, was bedeutet künftig Heimat für uns – in Spetzerfehn, in Ostfriesland und anderswo? Sobald wir uns mit diesen grundlegenden existentiellen Fragen beschäftigen, kommt jemand wie Johann Schoon ins Spiel. Er lässt uns teilhaben an (s)einer Welt, in der Ruhe und Betrachtung, das Kleine und das Abseitige, der Wildwuchs und das Knorrige und etwa die Flugkünste einer Schwalbe im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen.
Ich danke Andreas Wojak dafür, das große Werk Johann Schoons wieder zugänglich gemacht zu haben. Denn Ewald Christophers hatte Recht:
„Johann Schoon, de hett immer noch wat to seggen!“
Hinrich Trauernicht
Ortsbürgermeister von Spetzerfehn