Grußwort Stephan Schmidt, Ostfriesische Nachrichten

Es war eine geradezu poetische Würdigung, die dem Dichter zu seinem 60. Geburtstag seitens der Ostfriesischen Nachrichten widerfuhr: „Vielen sind die kleinen Beiträge von Johann Schoon aus Spetzerfehn Balsam auf die Unrast des Alltags“, hieß es in einem Artikel vom 26. Januar 1954. „Es sind immer blitzblank, edel geformte Blätter, die da vom knorrigen Baum fallen, an den Rändern gezackt vom Gesetzlichen in der Natur und voller Farbe.“

Der Autor des mit „Lieber Johann Schoon“ überschriebenen Artikels ist nicht genannt, der Gewürdigte ist dafür umso bekannter. In den 50er und 60er Jahren veröffentlichte Johann Schoon Hunderte von Beiträgen in den ON. Die Zeitung wurde zur wichtigen Plattform für sein Schaffen. Die Tätigkeit als Mitarbeiter half ihm, von dem zu leben, was seine Berufung war: dem Schreiben. Er verfasste Texte über die Natur in Ostfriesland, die Menschen, deren Eigenheiten und lokale Ereignisse. Er war Journalist, Dichter, Naturbeobachter und Chronist. Ein kritischer Geist mit liebevollem Blick, der beispielsweise die Schönheit der Natur pries und zugleich deren wachsende Gefährdung durch Mensch und Technik betrauerte.

Andreas Wojak hat erkannt, was für ein Schatz der Nachlass seines Großvaters ist. Deshalb ist es ein Glücksfall, dass er diesen jetzt erstmals allgemein zugänglich gemacht hat. Die beschriebenen Menschen und die ostfriesische Landschaft sind uns einerseits sehr vertraut. Andererseits zeigen die Texte, wie stark sich Natur und Gesellschaft verändert haben. Die Internetseite ist eine Fundgrube für alle, die Interesse an Land, Leuten und Literatur in Ostfriesland besitzen.

Noch ein Zitat aus dem „Brief“ in den ON vom Januar 1954: „Wer sollte besser ein Fehn besingen als ein Johann Schoon!“ In diesem Sinne wünsche ich dem Projekt jenen Erfolg, den Johann Schoon als Autor der Ostfriesischen Nachrichten hatte: viele gebannte Leser.

Stephan Schmidt

Chefredakteur der Ostfriesischen Nachrichten